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Hellenisches Wesen.
unter einander. Die Amphiktyonie des pythischen Apollo zu
Delphi war die wichtigste und bestund aus zwölf Stämmen
sammt ihren Colonieen.
Ein weiteres allgemeines Band, das die vielen griechischen
Völkerschaften verband und wobei sich die politisch getrennten
Staaten und Stämme in Einheit erkannten und in gemein-
samen Bestrebungen sich näherten, waren die heiligen
Festspiele mit ihren auf Leibesübungen, Kunst und Wissen-
schaft sich beziehenden Wettkämpfen. Die ältesten und berühm-
testen dieser Spiele waren die dem Zeus gewidmeten, alle vier
Jahre wiederkehrenden olympischen Spiele bei Olympia
in Elis, an welchen sämmtliche Griechen des In- und Aus-
landes Antheil hatten, und nach welchen ihre Zeitrechnung
sich richtete, indem sie die Zeit einer Begebenheit nach dem
Jahre einer Olympiade, d. i. eines vierjährigen Zeit-
raumes bestimmten. (Das Jahr 776 v. Ehr. ist das erste
Jahr der ersten Olympiade.) Außerdem gab es noch die dem
Apollo geweihten pythischen Spiele zu Delphi, die dem
Poseidon geweihten i st h m i sch e n Spiele bei Korinth, und
die von Herakles (Herkules) gestifteteu nemeischen Spiele
bei Nemea in Argolis, bei welchen allen ebenfalls Griechen
aus allen Stämmen erschienen.
Mit der Zeit verschwanden die alten Königthümer, indem
die Inhaber derselben entweder ausstarben oder vertrieben
wurden. In Städten mit großen Grundbesitzern entstunden
nach dem Falle des Königthums Adelsherrschaften oder Ari-
sto k r a t i e e n; in Städten mit reichem Handels- und Gewerb-
stand entstunden Volksherrschaften oder Demokratieen.
Beide Verfassungsarten (vorzüglich aber die demokratische)
giengen zuweilen über in Tyrannis oder Herrschaft eines
Einzigen, der durch seine Geisteskraft nicht selten der Retter
des Volks wurde, sich jedoch nur so lange hielt, als er die
sittliche Grundlage des Staates, nämlich die zwar von Men-
schen herrührenden, aber als göttlich hochgehaltenen Gesetze
nicht verletzte, im entgegengesetzten Falle aber, der in spätem ver-
derbten Zeiten vorkam, vom Volke verabscheut und gehaßt wurde.
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$. 38. Der athenaische Bund und Athens Glanz. 95
Jndeß C i m o n durch verschiedene Eroberungen und Siege
(besonders 469 durch den Doppelsieg am E u r y m 8 d o n,
einem Flusse in Pamphylien) gegen die Perser fortfuhr, den
Ruhm und Reichthum seiner Vaterstadt zu vermehren, trat
in Athen
430 Perikles an die Spitze der Verwaltung und durch
ihn Athen auf die höchste Stufe seines Glanzes,
indem er allmählig alle Macht in seinen Händen vereinigte,
zumal nachdem es ihm gelungen war, Cimon's Verbannung
zu bewirken.
Die schon durch Aristides erweiterte demokratische
Verfassung hatte alle einzelnen Kräfte in die rührigste
Bewegung gesetzt; die B e u t e aus den Eroberungen und
der ausgebreitete Handelsverkehr hatte viel Reich-
t h u m in Athen angesammelt, und dieser die Mittel gegeben,
die Bestrebungen Aller nach sinnliche m und geistigem
Genüsse in jeder Richtung zu befriedigen.
P e r i k l e s verschaffte vollends den niedern Ständen
durch außerordentliche Begünstigungen und Bevortheilungen
immer größer» Antheil an den öffentlichen Angelegenheiten
und dadurch größere Bedeutung im Staate, weil er nur
durch ihre Unterstützung sich gegen seine vielen Gegner in
den höher» Ständen bei seiner Macht erhalten konnte.
Um jene Regsamkeit in Gewerbe, Kunst und
Wissenschaft aufs Höchste zu steigern und Athen zum
Mittelpunkt der geistigen Bildung Griechenlands
zu machen, verwendete Perikles einen Theil der Bundes-
gelder auf die Verschönerung Athens durch Prachtwerke
der Baukunst und Bildnerei, so wie auf prächtige
Feste und Spiele. Um Perikles sammelten sich die größten
Künstler und Gelehrten. Sein Zeitalter ist unter den soge-
nannten goldenen das vornehmste: am Anfänge desselben
die Dichter Pindsrus und Äschylus, in der Mitte
Phidias, der Bildhauer, Polygnötus, der Maler,
Ictinus, der Baumeister, Herodotus, der Vater der
Geschichte, und die Dichter Sophokles, Aristophlnes,
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§. Vo. Sparta's Vorherrschaft. 101
wie zuvor im Leben, ein Beispiel sowohl von dem, auch den
Heiden kundgegebenen „Wissen vom Daseyn Gottes" (Apostg.
1, 19. 20), als auch von der Macht, nicht minder aber
auch von der G r ä n z c deö in das „natürliche Gewissen" .
niedergclegten Sittengesetzes (Apvstg. 2, 14. 15).
3. Sparta's Vorherrschast und Thebens Erhebung.
§. 40. Der pcloponnesische Krieg hatte auch in Sparta die
alten, sittlichen Grundlagen angegriffen. Dadurch, daß es
zuletzt, wider seine Natur, sich gleichfalls in eine Seemacht
umgewandelt hatte, betrat es durch Ly sau der die gleiche
Bahn der Bestrebungen, auf der Athen zu Grunde gegangen
war. Nach der Herstellung der alten Verfassung in Athen
wurde Sparta wieder das Haupt aller Staaten des Fest-
landes, machte durch seine Flotten die Inseln und kleinasia-
tischen Colonieen von sich abhängig, und ließ sich durch
Agesiläus in noch größere Unternehmungen gegen Persien
ein, als je Athen versucht hatte.
Bald nachher brachte S p a r t a' s w a ch sende r Ü b e r-
muth die andern Griechen auf, und mehrere Staaten,
Athen an der Spitze, widersetzten sich ihm, wurden aber von
dem spartanischen König Agesilaus bei K o r o n 6 a geschlagen.
Um seine Obmacht zu behaupten, schloß nun Sparta mit
Persien
387 den schimpflichen Frieden des Autalcldas, worin
es die kleinasiatischen Colonieen den Persern preisgab und,
damit keine Staatenvereinigung mehr aufkommen könne, die
Selbstständigkeit aller griechischen Staaten anerkannte.
Nichts desto weniger bedrückte es einzelne Stochten, und
legte'»sogar eine spartanische Besatzung in die Burg
von Theben, um dort die aristokratische Partei zu stützen.
Dadurch gab es Veranlassung zu seinem eigenen Sturz und
zu Thebens Erhebung. ,
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§. 45. Die Auflösung des macedonisch-persischen Reichs. 115
2. Die Auflösung des macedonisch-persischen
Reiches.
1. Die größern Reiche aus Alexander's
N a ch l a ß.
L. Makedonien und Griechenland.
45, wählten Alerander's Feldherren in Asien um der
Form willen seinen blödsinnigen Bruder Arrhidäus zum
Thronfolger^ und überließen dem Perdiccas d i e Regent-
schaft über Asien, indeß Antiputer in Europa
Reichsverweser blieb.
Weil nun aber beide Reichsverweser nach der Herrschaft
strebten, und auch von den andern Feldherren Alerander's
Jeder einen Theil des großen Nachlasses an sich zu bringen
suchte, so kam es unter ihnen allen zu langjährigen blutigen
Wirren, in welchen sich nach vielen Theilungcn und Zer-
splitterungen endlich seit 276 vier größere Reiche herausbil-
deten : das m a c e d o n i sch e R e L ch in Europa, das klei n-
asiatische Reich, das syrische Reich und das ägyp-
tische Reich.
- Das makedonische Ikeich stund, wie bereits erwähnt,
anfangs unter Antipater's Regentschaft. Schon als Alexan-
der noch lebte und eben gegen Baktrien zog, hatte Antipater
einen ernstlichen Aufstand d er Sp artan er unter Kö-
nig A g i s Ii zu bekämpfen gehabt. Als die Nachricht von
Alerander's Tode kam, so erhoben sich auf des Demosthenes
Betrieb die Athener mit noch andern griechischen Staaten
im Aufstande gegen Antipater, und führten den sogenannten
l a m i sch en Krieg, der aber unglücklich ausschlug, worauf
D em o sth en e s, dessen Auslieferung Antipater begehrte, sich
durch Gift das Leben nahm (323 v. Ehr.). Athen
erhielt nun eine veränderte Einrichtung und in dem redlichen
Phocioir den letzten tüchtigen Vorsteher, der aber unter
Antipater's Nachfolger den Giftbecher zu trinken g e-
nöthigt wurde (318 v. Ehr.).
8*
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184
§. 69. Die Macht der Chalifcn.
logischen Partei benützt; waren sie kräftig, so griffen sie nicht
selten in die Rechte und selbst in die Lehren der Kirche ein.
So kam es oft zu heillosen Verwirrungen, die manchmal selbst
mit Blutvergießen endeten.
Bei diesen Zwisten waren auch die Mönche sehr thätig.
Das Mönchswesen war im Orient, vom Klima be-
günstigt, schon im 3. Jahrhundert n. Chr. aufgekommen, und
zwar zuerst in Ägypten durch den Einsiedler Antonius,
der ganze Gesellschaften zum Eremitenleben vereinigte; dann
durch Pachomius, der das eigentliche Klosterleben auf-
brachte, dessen Mitglieder wegen ihrer äußerst strengen Ent-
haltsamkeit bei der Welt große Verehrung erlangten. Und
allerdings waren die Klöster der Ausbreitung der Kirche sehr-
förderlich, wiewohl es auch nicht fehlen konnte, daß sich bei
ihrer Vermehrung im Orient auch viele Auswüchse und Ver-
irrungen damit verbanden.
Im 5. Jahrhundert kam das Klosterwesen nach dem Abend-
lande, wo theils das abkühlende Klima, theils der geordnetere
Geist der abendländischen Kirche ihm eine andere und zum
Thcil bessere Einrichtung gab, die es zu Anfang des 6. Jahr-
hunderts durch den h. Benedict von Nursia bekam, der
seinen Klostergeistlichen Armuth, Keuschheit und Gehorsam
zur Grundregel machte und mit dem Beten das Arbeiten und
Studieren verbinden ließ. Die Klöster boten in der Zerrüttung
und Finsterniß jener Zeiten Unterweisung den Trostbedürftigen
und Unwissenden, Pflege den Armen und Kranken, Zuflucht
den Verlassenen und Bedrängten; förderten die Kultur des
Bodens, bewahrten die Reste der Wissenschaft, und legten
überall die Keime christlicher Bildung, deren Entwickelung
dann späterhin andere Anstalten übernahmen.
2. Die Macht der Chalifen.
69. Aa nun im oströmischen Reiche das Christenthum so
mannigfaltigen Ausartungen unterlag, die alten Religionen
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Extrahierte Personennamen: Antonius Antonius Benedict_von_Nursia
186
§. 69. Die Macht der Chalifen.
den griechischen Kaisern ganz Syrien und Ägypten, stürzte
das persische Reich der Sassaniden, eroberte fast ganz Nord-
afrika, und zerstörte (als ein Werkzeug des göttlichen
Strafgerichts über die entartete Christenheit jener Länder) in
wilder Glaubenswuth viele tausend christliche Kirchen;
wie er denn auch als Feind aller Bildung die große Bi-
bliothek zu Alerandria verbrennen ließ.
Die folgenden Chalifen, die übrigens so viel Bildung
zuließen, als mit dem Wesen des Islams verträglich schien,
dehnten trotz innerer Spaltungen die Eroberungen der Araber
immer weiter aus, nahmen den Oströmern Armenien und
die noch übrigen Provinzen Kleinasiens und Nordafrika's.
Einhundert Jahre herrschten die Ommajaden, welche das
Geschlecht Ali's, des nächsten Verwandten Mahommed's,
verdrängt hatten, in Damaskus, der Hauptstadt des Cha-
lifats. Sie wurden von den Abbassiden gestürzt und aus-
gerottet. Von diesen, die das Chalifat bis an sein Ende be-
haupteten , wurde Bagdad erbaut und zum Sitze erkoren.
Der mächtigste und berühmteste Abbassiden-Chalife war
Harun al Raschid, der gegen das Ende des 8. Jahr-
hunderts durch Beförderung des Handels, der Kunst und
der Wissenschaft das Chalifat auf den höchsten Gipfel
des Glanzes erhob.— Am Anfänge desselben Jahrhunderts
711 waren die Araber aus Afrika nach Spanien überge-
setzt und hatten die Herrschaft der Westgothen zerstört.
Schon waren sie auch über die Pyrenäen in das Frankenreich
eingedrungen, um mit sieggewohnten Waffen die Herrschaft
des Islam weiter über die abendländische Christenheit aus-
zudehnen, als ihnen hier durch die Franken ein Ziel ge-
setzt wurde.
/
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Extrahierte Personennamen: Harun_al_Raschid
Extrahierte Ortsnamen: Armenien Kleinasiens Damaskus Bagdad Afrika Spanien Frankenreich
§. 71. Das deutsche Reich.
191
der Kahle die Herrschaft über Westfrankreich, und Lud-
wig die Herrschaft über Deutschland bekam.
2. Das deutsche Reich und die Vorherr-
schaft der Deutschen in Europa.
§. 71. ^tlit dieser Thcilmig trat Deutschland als eige-
nes Reich auf, das bald an innerlicher Kraft und äußer-
licher Macht die beiden andern karolingischen Reiche über-
ragte.
Mit Ludwig dem Deutschen beginnt
843—911 die Reihe der deutsch - karolingischen Könige,
die noch große Mühe hatten, das neue Reich gegen drei ver-
derbliche Feinde zu schützen: gegen die Normannen, die
von Dänemark und der scandinavischen Halbinsel her, —
gegen die Slaven, die von der Elbe her, und gegen die
Madyaren (spr. Madscharen), die von der Theiß aus
Ungarn her jährlich verheerende Einfälle oft bis in das Herz
von Deutschland machten, so daß, um die Gränzen oder Marken
besser zu vertheidigen zu können, die Könige gar bald die
Herzogsmacht, welche Karl der Große abgeschafft hatte,
wieder aufkommen lassen mußten.
Daher, und weil der letzte Karolinger, Ludwig das
Kind, äußerst schwach war, kam es, daß große Unordnung
in Deutschland einriß, indem einerseits die Herzöge oder Für-
sten die Übermacht an sich rissen und die Königsrechte schmä-
lerten, anderseits das Faustrecht (d. i. die Anwendung ge-
waltsamer Selbsthülfe) auf das verderblichste überhand nahm.
Nach dem Erlöschen des deutsch-karolingischen Geschlechts
wurde Deutschland ein Wahlreich, indem die deut-
schen Volksstämme zusammentraten und
911 Konrad I, Grafen von Ostfranken, zum König wählten.
Weil er aber fühlte, daß die Macht seines Hauses zur Her-
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Karl_der_Große Karl Ludwig Ludwig Konrad_I Konrad
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europa Deutschland Ungarn Deutschland Deutschland Deutschland
tz. 73. Die Kreuzzüge.
197
sich jetzt, erkämpfte sich, trotz dem erneuerten Bannflüche, im
Kriege mit seinem Gegner die Krone wieder, und zog dann nach
Italien, um den Papst zu demüthigen. Er eroberte Rom,
schloß den Pabst in der Engelsburg ein und ließ sich von
einem andern durch ihn eingesetzten Papste krönen. Gregor
wurde zwar durch den Beistand des Normannercherzogs von
Apulien befreit, starb aber in der Fremde (zu Salerno).
Heinrich selbst hatte durch neue Kämpfe mit andern
Gegenkönigen ein unruhiges Alter, und durch eine Empörung
seines eigenen Sohnes ein kummervolles Ende. — Dieser,
sein Sohn, Heinrich V (1106—1125), gerieth mit dem
Papste wegen des Investiturrechts in so heftigen Streit, daß
er sogar den Papst in der Pcterskirche gefangen nehmen ließ,
bis endlich der Streit durch einen zweckmäßigen Vergleich
auf eine Zeit lang beigelegt wurde, indem nämlich hinfort
die Bischöfse mit den geistlichen Rechten von dem Papste, mit
den weltlichen Rechten von dem Kaiser belehnt werden sollten.
T. Die Kreuzzüge.
73. ^er Geist jenes Zeitalters hatte bereits angefangen, den
Bestrebungen der weltlichen Mächte seine Theilnahme zu ent-
ziehen und mehr in den kirchlichen Lebensformen seine Be-
friedigung zu suchen (wie denn zu gleicher Zeit auch in den
mahommedanischen Staaten und in den buddhistischen Ländern
Hinterindiens die geistliche Herrschaft ihre größte Autorität
erlangte). Zur Erhebung der Hierarchie in der römischen
Kirche trugen das Meiste die bald nach Gregor's Tode be-
ginnenden Kreuzzüge bei, durch welche zugleich die christliche
Welt mit der mohammedanischen, wie bisher im Abendlande
auf spanischem Boden, so nun auch im Morgenlande auf
dem heiligen Boden der Wiege des Christglaubens selbst, in
Kampf trat.
Von Anfang an war den Christen das heilige Land,
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Extrahierte Personennamen: Gregor Heinrich Heinrich Heinrich_V Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Engelsburg Apulien Salerno Hinterindiens Christglaubens
210 §. 76. Die Kirche in ihrer tiefsten Erniedrigung.
brochen, indem der griechische Patriarch in Constantinopel,
Michael Cerularius, durch seinen Streit mit dem Papste
in Rom, und die darauffolgende gegenseitige Verdammung
imjahre 1053 die Lostrennung der morgenländischen
oder griechischen Kirche von der abendländischen
oder römischen (lateinischen) herbeiführte. — In der
römischen Kirche trat hierauf im 12. Jahrhundert ein heftiger,
bis zu Gewaltthätigkeiten gehender Gegensatz gegen den welt-
lichen Einfluß der Geistlichkeit auf, wurde aber durch die
Verbrennung Arnolds von Brescia, der in Rom eine
kirchlich-politische Reform bezweckte, unterdrückt.
Das verweltlichte Leben des größten Theiles der Geist-
lichkeit jener Zeit war allerdings nur geeignet, den in allen
Ständen eingerissenen Verfall der Sittenzucht zu beschleunigen.
Obgleich mehrere Päpste diesem Übel ernstlich zu steuern such-
ten, so gab es doch auch manche, die selber ihre hohe Würde
so entehrten, daß es kein Wunder war, wenn sich immer mehr
Stimmen gegen die vorhandenen Mißbräuche vernehmen ließen,
wie z. B. gegen das Ende des 14. Jahrhunderts in England
die Angriffe Wikleff's (Wpthcliffe's) auf das Ansehen des
Papstes und auf mehrere Kirchenlehren.
Den größten Schaden erlitt aber die römische Kirche durch
das in der letzten Hälfte des 14. Jahrhunderts eingetretene
päpstliche Schisma, indem nämlich schon unter Karl Iv
zwei Päpste, der eine zu Avignon in Frankreich, der andere
zu Rom, aufstanden und sich gegenseitig verfluchten, so daß
die ganze abendländische Christenheit gespalten und in große
Verwirrung und Roth versetzt wurde. Und als nachher vol-
lends noch ein dritter Papst (in Spanien) hinzukam, und
alle drei sich zur Erhaltung ihres Hofes die größten Geld-
erpressungen erlaubten, so wurde die Sehnsucht nach einer
Verbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern
immer stärker, und in ganz Europa der Wunsch, daß man
durch ein Concilium helfen möchte, immer lauter und allge-
meiner.
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Extrahierte Personennamen: Michael_Cerularius Karl_Iv Karl Roth
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